7. Dezember
Heute Nacht so etwa um halb drei war großes Hundegebell draußen. Auch hier am „Centre spirituel“ haben sie einige Hunde, die das Haus bewachen und eventuelle Eindringlinge melden. Auch das Grand Seminaire in Antsirabe und die Schwestern in Mananjary halten sich Hunde zur Sicherung. Wenn das Gebell so gar nicht aufhören will, wie heute Nacht, kann man schon Angst bekommen. Aber irgendwie war dann wohl doch nichts größeres.
Heute an unserem vorletzten Tag in Antananarivo sollen wir die Stadt ein wenig kennenlernen. Mit P. Romain besuchen wir die Kathedrale von Antananarivo. Auf dem Weg dorthin fahren wir an zwei Moschee-Neubauten vorbei. P. Romain erzählt, dass die Moslems in Madagaskar sich vorgenommen haben, bis 2020 zweitausend neue Moscheen in Madagaskar zu errichten. Wie es aussieht, erreichen sie dieses Ziel bestimmt, sie haben viel „Zuwachs“ an neuen Gläubigen.
Die Christen hier in der Hauptstadt machen etwa nicht ganz 50% der Bevölkerung aus (Katholiken ca. 20%, Protestanten etwa 20 %, Anglikaner etwa 10 %). Alles andere sind Sekten, immer mehr Moslems und übrige.
Wir fahren an zwei riesigen neuen Büro-Towern vorbei. Die gehören einem Pakistani, dem fünft-reichsten Mann in Afrika, der hier in Tana großen Einfluss auf die Wirtschaft ausübt. Die Pakistani waren bisher noch bedeutsamer als die Chinesen, doch die holen auf.
Antananarivo ist sehr bergig und die Kathedrale liegt hoch oben auf einem Hügel. Auf einem Hügel daneben ist der Königspalast von Madagaskar und auf einem Hügel wiederum daneben ist der Palast des Präsidenten von Madagaskar.
Die Kathedrale ist relativ klein, sie wurde 1861 erbaut und ist der „Unbefleckten Empfängnis“ geweiht. Weil sie so klein ist, werden hier am Sonntag drei bis vier Messen gefeiert, bei denen die Gläubigen auch draußen sind und das Geschehen auf großen Videoleinwänden (public-viewing) mitverfolgen. Neben der Kathedrale ist die Residenz des Bischofs und das Priesterhaus. Hier können die Diözesanpriester (zurzeit 184) jederzeit übernachten, wenn sie in der Stadt sind. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kathedralplatzes wird grad ein Priesterhaus-Neubau erstellt, weil der alte schon zu verfallen und zu klein ist.
Kathedrale in Antananarivo, Maria Unbefleckte Empfängnis
Auf dem Kathedralplatz befindet sich die Kapelle der seligen Victoire Rasoamanarivo (1848-1892), die von Papst Johannes-Paul II 1989 anlässlich seiner Pastoralreise in Madagaskar seliggesprochen wurde und die hier sehr verehrt wird. Es war die erste Seligsprechung eines madagassischen Menschen. In der Kapelle ist ihr Grab (Sarkophag), das Allerheiligste und viele Blumen und Votivtafeln. Es sind einige stille Beter(innen) da und wir setzen uns eine Weile dazu. Der Pére erzählt uns, dass Victoire hier in Tana gelebt hat. Als die ausländischen Ordensleute und Missionare aus dem Land vertrieben wurden, war sie es, die sich für die Weiterführung der Katechese, die Evangelisierung und die Stabilisierung des Glaubens etc. unter mancherlei Gefahren eingesetzt hat. Also eine Apostolin. Sie war verheiratet mit einem alkoholkranken Mann, hatte viel mitzumachen, war aber trotzdem stark im und aus dem Glauben und in der christlichen Gemeinde engagiert.
Sarkopharg der seligen Victoire
Wir fahren dann auf einen weiteren Hügel der Stadt, von dem aus man einen großartigen Überblick über Antananarivo hat.Hier oben sind die Einrichtungen der „Frères des Ecoles Chrétiennes“ (Brüder der christlichen Schulen), auch bekannt unter dem Namen „LaSalliens“. Der selige Missionar Raphael-Louis Rafiringa (1856 - 1919) war Mitglied dieser Gemeinschaft. Für seine leiblichen Überreste wurde ein Mausoleum bzw. Sanctuaire errichtet, das allerdings noch nicht ganz fertig ist. Es kommen viele Leute her, um ihn zu verehren und an seinem Grab zu beten. Es gibt in einem Raum auch eine Ausstellung über seine Seligsprechung, die im Jahr 2009 stattgefunden hat. Die „Frères des Ecoles Chrétiennes“ haben 15 Einrichtungen in Madagaskar (Schulen und Scholastikate) und hier auf diesem Hügel zurzeit 24 (!) Postulanten. Frère Vincent ist seit eineinhalb Jahren der Direktor des Sanctuaires von Louis Rafiringa. Er empfängt uns in seiner Wohnung, erzählt uns einiges, und führt uns dann übers Gelände. Da können wir auch den wunderbaren Ausblick über die Stadt genießen.
Dann haben wir noch etwas Zeit zum Ausruhen, zum Spazieren in dem wunderschönen Park unserer Unterkunft und zum Beten.
8. Dezember
Heute Vormittag empfangen wir Bernadette zum Gespräch, eine junge Frau, die interessiert ist, in unsere Kongregation einzutreten.
Ansonsten haben wir kein besonderes Programm mehr außer packen, beten und essen. Am späten Nachmittag bringt uns der gute P. Jean-Romain zum Flughafen.
Wir danken allen Menschen in Madagaskar für die herzliche Offenheit und Gastfreundschaft, die uns geschenkt wurde, für die schönen, geschwisterlichen Begegnungen. Wir waren nie allein gelassen; immer waren gute, freundliche Menschen, die sich herzlich um uns gekümmert haben. Trotz der Armut sind die Madagassen ein frohes Volk, die die „kleinen“ Freuden des Lebens voll ausschöpfen (in Tanz und Gesang, Feiern, froher Gemeinschaft etc.). Danke, dass wir oft teilhaben durften an dieser Lebensfreude!
Um 22:45 ist heute dann Abflug vom Flughafen Ivato aus nach Paris. Etwa um 8 Uhr morgens werden wir dort ankommen. M. Mirjam und Sr. Raphaeliah fahren mit dem TGV nach Dijon, ich werde auch gleich am Vormittag mit TGV und ICE nach München bzw. Vilshofen weiterfahren.
Das Haus, in dem wir wohnen
Wegweiser zum Flughafen