Seit dem 23. November 2019 werden im Sudhaus des Klosters Aldersbach insgesamt über 40 Krippen gezeigt.
"Geh' ma Kripperl schau'n", dem Aufruf von "Krippenvater" Helmut Rührl folgten wir Neustifter Schwestern und besuchten am 2. Januar 2020 die Austellung. Der Breitenberger Kreisheimatpfleger, Bürgermeister und Krippensammler hat für das Kulturreferat des Landkreises Passau einen Überblick über die Krippentradition Oberösterreichs, Bayerns, Böhmens und Italiens von ca 1800 bis in die Gegenwart zusammengestellt.
Die Vielfalt, die liebevolle Ausarbeitung, der Reichtum an Details und die ansprechenden und aussagekräftigen künstlerischen Darstellungen faszinierten die Schwestern. Zu sehen gibt es z.B. Figuren aus Holz, Wachs, Papier, oder Ton, Mühlenkrippen, Kastenkrippen, eine Wurzelkrippe, Fatschenkindl, sehr alte und ganz neue Krippen, kurz gesagt, eine unvorstellbare Fülle an Krippen und Einzelexponaten.
Ein Höhepunkt der Ausstellung war für uns eine Krippe in neapolitanischer Tradition, die von H.H. Pfarrer Alfred Binder, in dessen Privatbsitz sich diese befindet, erklärt wurde. Es bietet sich eine typische quirlige süditalienische Piazza mit regem Markttreiben und Leben dar. Das Weihnachtsgeschehen muss man erst suchen, es steht nicht im Mittelpunkt der Szenerie. Das Kommen Jesu findet fast ganz unauffällig, irgendwo im Alltag und ganz unbemerkt statt, erläuterte Pfr. Binder. Man findet sogar einen, der vom Geschehen total unberührt, in einer Ecke liegt und schläft, die Ankunft unseres Erlösers buchstäblich verschläft. Dieser "Schläfer" ist eine charakteristische Figur der neapolitanischen und sizilianischen Krippenkunst. Die Menschen, die dargestellt werden, sind nicht statisch, wie für ein Foto aufgestellt, sondern sie wirken wie in der Bewegung eingefangen. Auch sind sie nicht idealisiert dargestellt, im Gegenteil da ist das hübsche Mädchen genauso zu sehen, wie die zahnlose alte Frau, schöne und weniger schöne Menschen, reich gekleidete Edelleute, Handwerker mit schmutziger Arbeitsschürze oder zerlumpte Bettler. Hier zeigt sich das Leben, wie es ist und man erahnt, dass jeder, wirklich jeder, so wie er eben gerade ist, zu Jesus kommen kann und von ihm angenommen wird.
An dieser Stelle sei Herrn Pfarrer Binder nocheinmal ein herzliches Vergelt's Gott gesagt, dafür dass er sich Zeit genommen hat und wir seinen interessanten und beeindruckenden Ausführungen zuhören durften. Man spürte in jedem seiner Worte die Begeisterung für die Krippenkunst und deren Aussage.
Es hat sich wirklich gelohnt, das "Kripperl schaun" und unsere Erwartungen wurden übertroffen.
Die Ausstellung im Sudhaus des Klosters Aldersbach ist noch bis zum 12. Januar 2020 geöffnet.