Vor genau 100 Jahren, am 16. November 1921 zogen die ersten Schwestern in Neustift ein. Nachdem die deutschstämmigen Schwestern 1918, infolge des ersten Weltkrieges, das Mutterhaus in Bellemagny verlassen mussten, fanden einige von ihnen in der Abtei Schweikelberg Aufnahme und Arbeit und konnten dort ihr Ordensleben weiterführen. Jedoch war es von Anfang an ihr Wunsch, ein eigenens Anbetungskloster zu errichten, dieser ging am 16. November 1921 in Erfüllung.
Am 17. März 1921 wurde ein Bittgesuch an den H. H. Bischof von Passau um Errichtung eines Mutterhauses in der Diözese Passau mündlich genehmigt und wenige Tage später, am 29. März 1921 schriftlich bestätigt. Gleichzeitigt suchte man in der näheren und weiteren Umgebung von Schweiklberg nach einem passenden Objekt dafür, jedoch erwies sich keines der Angebote als geeignet. So wurde z.B. der Erwerb des Klosters Aldersbach ins Auge gefasst, jedoch war dies nicht möglich, da alleine die Renovierung der Gebäude ungeheure Geldsummen verschlungen hätte und diese den Schwestern einfach fehlten.
Ein Meilenstein zur Klostergründung war die Errichtung eines Noviziates und die Aufnahme erster Kandidatinnen in Schweikelberg im Mai 1921.
Am 1. Juli 1921 kam Herr Strenz von Neustift nach Schweiklberg, um den Schwestern ein kleines Anwesen mit zehn Tagwerk Grund anzubieten. Ein zweites Mal sprach er am 10 August vor, diesmal mit einer Abordnung von Neustifter Bürgern, die eindringlich baten, die Schwestern möchten doch in Neustift Fuß fassen. Eine Besichtigung zeigte, dass die Lage des Hauses neben der Kirche und die Möglichkeit dort ein Kloster aufzubauen, sehr günstig war. Das schließlich war der Anfang, sozusagen die Initialzündung zum Entstehen des Klosters Neustift.
Bis zur Gründen des Klosters gehörte ein großer Teil der heutigen Pfarrei Neustift zur politischen Gemeinde Oberiglbach. Die Orte Oberiglbach und Neustift waren aber mit anderen Dörfern kirchlich der Pfarrei Aunkirchen zugeteilt. Die Neustifter mussten damals, je nachdem, wo sie wohnten entweder nach Aunkirchen, nach Oberiglbach, Holzkirchen oder nach Vilshofen zum Gottesdienst gehen, Nur wenige Male im Jahr fand in der Kirche in Neustift ein Gottesdienst statt. Es ist nur zu verständlich, dass die Neustifter eine selbständige Pfarrgemeinde wollten. Auch aus diesem Grund wollten sie den Schwestern bei der Errichtung eines Klosters helfen, da sie sich erhofften, auf diese Weise von der Expositur zur Pfarrei zu werden. Wie wir heute wissen, ging die Rechnung auf, und zwar für beide Seiten.
Das Bittgesuch an den Bischof von Passau vom 19. August 1921 um die Erlaubnis zu einer Niederlassung in Neustift wurde am 26. August 1921 bewilligt. Am 12. September 1921 genehmigte auch der Bischof von Straßburg, der immer noch für unsere Schwestern zuständig war, die Errichtung eines Provinzhauses in Deutschland.
Bereits im Juli und im September 1921 traten die ersten Kandidatinnen in das Noviziat in Schweiklberg ein. Die Leitung wurde M. M. Euphrosine Braun übertragen, die dazu eigens aus Bellemagny nach Schweiklberg kam und damit gleichsam die erste Novizenmeisterin des Klosters Neustift wurde.
Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, stand dem Kauf des ehemaligen Wirtshauses neben der Kirche nichts mehr im Wege und der Grund für das Kloster Neustift war gelegt.
Mit drei bekränzten Kutschen und zwei Begleitwagen holten die Neustifter die Schwestern am 16. November 1921 in Schweiklberg ab. Das ganze Dorf hatte sich versammelt, um M. Paulina Effinger, Sr. Columba Neef, Sr. Thekla Villing, Sr. Bernarda Seßler, Sr. Angela Abend, Sr. Andrea Merz und
Sr. Sophie Welte zu begrüßen.
Dass der Wunsch nach einer eigenständigen Pfarrgemeinde und die Suche nach einer geeigneten Örtlichkeit zur Gründung eines Klosters zusammenfiel, wird als Fügung Gottes betrachtet. Trotzdem gestalteten sich die Jahre des Aufbaus sehr schwer, da die wirtschaftlichen Verhältnisse damals sehr prekär waren. (Weltwirtschaftskrise, Inflation in Deutschland) Die Neustifter unterstützten die Schwestern in den harten Anfangsjahren sehr und das Miteinander der Neustifter Bürger und der Neustifter Schwestern ist auch heute noch ein sehr gutes.
So haben wir viele gute Gründe um Gott für die letzten 100 Jahre aus ganzem Herzen zu danken!
Quelle: Festschrift, 1851 - 2001 Benediktinerinnen der Anbetung