
„Vater, in deine Hände lege ich
voll Vertrauen meinen Geist.“ (Lk 23,46)
Nach einem langen und treuen Ordensleben durfte unsere liebe Mitschwester
M. Julitta (Berta) Pötzl OSB
am frühen Morgen des 06.03.2022 um 4:20 Uhr, zu der Zeit, in der sie sich gewöhnlich zur eucharistischen Anbetung aufmachte, zur ersehnten ewigen Anbetung Gottes aufbrechen.
Als drittes Kind des Polizeiwachtmeisters Nikolaus Haslbeck und dessen Frau Barbara, geb. Bader, wurde Sr. Julitta am 10.08.1921 in Neustadt/Waldnaab (Opf.), Diözese Regensburg, geboren. Nach 4 Jahren Volksschule in Neustadt und dem Besuch des Mädchenlyzeums in Weiden bis 1937, ging sie anschließend in die kaufmännische Lehre und arbeitete in der Buchhaltung und als Stenotypistin. Da der Vater 1938 nach München versetzt wurde, fand Sr. Julitta vorübergehend in der Stadtverwaltung eine Anstellung, wechselte am 01.07.1939 bis 31.01.1947 in die Notarkasse in München. In den Arbeitszeugnissen werden ihr Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit bescheinigt und ihr Verhalten als „goldtreu“ bezeichnet. Schon als Jugendliche engagierte sie sich im Pfarrleben als Führerin der weiblichen Pfarrjugend und half bei anfallenden Arbeiten in der Pfarrei.
Am 09.04.1947 trat sie in unser Kloster in Neustift ein, von dem sie durch eine Fügung Gottes erfahren hatte und wozu sie im Gebet in der Gnadenkapelle in Altötting Klarheit erhielt. Es war die eucharistische Anbetung und das Gebet, das sie suchte. Am 31.05.1948 erhielt sie in der Einkleidung den Namen Julitta. Die Erste Profess legte sie am 02.06.1949, die Ewige Profess am 02.06.1955 ab. Im Kloster erkannte man ihre Fertigkeiten in Büroarbeiten und so sollte sie noch im selben Jahr die Berechtigung erhalten, den Unterricht in Kurzschrift an der Schule in Neustift zu erteilen. 1947 legte sie die Prüfung am Ministerium für Unterricht und Kultus in München mit Erfolg ab. 1950 folgte die staatliche Prüfung für Lehrer des Maschinenschreibens ebenfalls in München mit sehr gutem Erfolg. Da in Neustift neben der Haushaltungsschule 1951 eine Mittelschule gegründet wurde, bestand Bedarf an Lehrerinnen für die damalige Mittelschule. Im November 1958 meldet das Kloster Sr. Julitta für den Vorbereitungsdienst zur Mittelschullehrerprüfung in den Fächern Kaufmännisches Rechnen, Buchführung und Betriebswirtschaftskunde bei der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Klöster in Bayern an. Insgesamt war Sr. Julitta von 1947 bis 1990 als Lehrerin in der Realschule eingesetzt. Unzählige ehemalige Schülerinnen denken in großer Wertschätzung und Dankbarkeit an Sr. Julitta, die ihnen nicht nur fachliches Wissen vermittelt, sondern sie auch für ihr Leben in Familie und weiterführenden Berufen vorbereitet hat.
Im Kloster war Sr. Julitta von April 1977 bis Mai 1991 Subpriorin und von August 1983 – März 1998 Kongregationssekretärin. Zusätzlich zur Arbeit in der Schule war sie eine große Stütze für die Priorinnen und für die ganze Gemeinschaft. So lernte sie mit 85 Jahren am Computer nicht nur Schreiben, sondern auch anfallende Post und Büroarbeiten mit E-Mail zu erledigen. Bis in die letzten Tage ihres langen Lebens hatte sie ein treues Gedächtnis für vergangene Ereignisse und ihre Arbeit am PC bis in die letzten Wochen ist mehr als bewundernswert. Vor allem aber ist sie unserer Gemeinschaft ein Vorbild in der Treue zur Anbetung und in ihrer Wachheit für alles, was Klosterleben heute erfordert. Eucharistiefeier, Gebet, Betrachtung und Lesen der Heiligen Schrift waren ihre tägliche Nahrung, man kann sagen, Gott hatte den 1. Platz bei ihr.
Vor 7 Monaten durfte sie in unserer Gemeinschaft in großer Dankbarkeit und geistiger Frische ihren 100. Geburtstag feiern; im letzten Jahresbericht des Klosters wurde ihr selbstverfasstes Zeugnis über ihre Ordensberufung veröffentlicht.
Vor 7 Monaten durfte sie in unserer Gemeinschaft in großer Dankbarkeit und geistiger Frische ihren 100. Geburtstag feiern; im letzten Jahresbericht des Klosters wurde ihr selbstverfasstes Zeugnis über ihre Ordensberufung veröffentlicht.
Wir können Gott nur danken, dass er Sr. M. Julitta in unsere Gemeinschaft, in unsere Kongregation berufen hat. Sie hat uns die Liebe und den Frieden vorgelebt. Gott vergelte ihr all das, was sie für uns, ihre Familie und für die vielen anvertrauten Menschen war mit der ewigen Freude, ihn anzubeten, zu loben und zu preisen.
Wir bitten um das Gebet für die liebe Verstorbene.
Neustift, 6. März 2022 Priorin und Konvent der Benediktinerinnen der Anbe-tung
Das Requiem und die Beerdigung finden unter den bekannten Abstands- und Hygieneregeln
am Mittwoch, dem 9. März 2022, um 14:30 Uhr in der Klosterkirche Neustift bei Ortenburg statt.