DONNERSTAG,19. OKTOBER 2023
Nach der Laudes um 7.00 Uhr in der kleinen Kapelle unserer Schwestern haben wir gemeinsam gefrühstückt. Dabei erzählten uns Sr. Julia und Sr. Fabienne von ihrer Pastoral hier im Ort.
Jeden Donnerstagnachmittag gestalten sie eine gut besuchte öffentliche Anbetungsstunde in der Anbetungskapelle der Pfarrei (an der Pfarrkirche). Sie ist immer ähnlich aufgebaut:
- erst das Gebet um das Erbarmen Gottes
- dann das Gebet darum, dass wir in rechter Weise beten können
- dann das Dankgebet
- dann das freie Gebet der Leute (hier tragen die Leute ihre Bitten etc. vor)
Einmal im Monat (von Donnerstag auf Freitag) ist dann anschließend an diese Anbetungsstunde erst die Messe für die Pfarrei und dann die ganze Nacht Nachtanbetung. Unsere beiden Schwestern sind die ganze Nacht dabei. Es nehmen viele Leute teil. Anfangs war diese Nachtanbetung öffentlich, aber weil dadurch auch etwas zwielichtige Leute in das Pfarrgelände hineingelangten, ist es beschränkt worden auf die "Garde d‘honneur". Die "Garde d‘Honneur" (= Ehrengarde) ist eine Gebetsvereinigung, die hier in der Ortschaft ca. 60 Mitglieder hat. Einige Leute bleiben die ganze Nacht. Es gibt zwei Kaffee-Pausen und am Morgen ein Frühstück. Manche schlafen auch zwischendrin ein Stündchen in der Kapelle.
Die Schwestern erzählen auch, dass durch diese Anbetung schon kleine Wunder geschehen sind: Bekehrung vom madagassischen Volksglauben zur christlichen Religion, kleine Heilungen, Lösung von Problemen etc.
Heute ist es wieder sehr heiß, wir haben hier so an die 30 Grad Celsius. In den letzten Wochen hat es verhältnismäßig wenig geregnet, erzählen die Schwestern. Erst in den letzten Tagen gab es etwas Regen. Das Wasser ist sehr knapp, wir haben im Bad eine große Tonne, die die Schwestern für uns schon im Vorfeld mit Wasser gefüllt haben (für die Toilette und zum Waschen). Gott sei Dank. Aber es soll besser werden, wenn es jetzt wieder etwas regnet, sodass dann hoffentlich auch Wasser aus dem Wasserhahn kommt.
Am Vormittag hatte ich ein Gespräch mit Frère Gilbert, dem Superior der Brüdergemeinschaft nebenan. Er erzählte mir, dass sie jetzt nur noch zu zweit sind. Einer der Brüder braucht für den Unterricht noch eine Ausbildung, er ist jetzt in die Gemeinschaft der Brüder nach Tana umgesiedelt, um von dort aus noch zu studieren. Aber sie haben jetzt ein Praktikantin an der Schule, die bei den Brüdern wohnt.
Am Nachmittag nehmen M. Mirjam und ich an der Anbetungsstunde in der Anbetungskapelle der Pfarrei teil, die von Sr. Julia und Sr. Fabienne jeder Woche gestaltet wird. Wir fahren mit unserem neuen Auto hin, Sr. Julia ist auch auf den löchrigen Straßen hier inzwischen eine sehr versierte Chauffeurin.
Ablauf der Anbetungsstunde ist oben schon beschrieben. Es sind etwa 20 Leute da, überraschend viele junge Leute, auch Männer. Vor der Kapelle ziehen alle ihre Schuhe aus, gehen schweigend hinein und fangen schon mal schweigend ihre persönliche Anbetung an. Und schon beim ersten Teil der Anbetung, wo es um die Bitte um das Erbarmen Gottes geht für unsere Fehler etc. beten viele Leute frei und laut vor allen Leuten, was sie bedrückt. Das zieht sich durch. Unsere beiden Schwestern animieren und beten vor, und immer wieder beten die Leute laut ihre Anliegen oder Preisungen etc. Zwischendrin wird immer wieder der Barmherzigkeitsrosenkranz gebetet. Sr. Julia spielte mit der Gitarre und die Gesänge sind immer mehrstimmig und sehr innig. Insgesamt wurde sehr „inbrünstig“ gebetet, die Leute alle kniend oder auf Gebetshockern. Sogar eine Frau mit einem sehr kleinen Baby war da.
Um 17.00 Uhr ist der Pfarrgottesdienst, an dem wir teilnehmen wollen. Bis dahin ist nach der Anbetung noch etwas Zeit und so fahren noch zum Grundstück, das uns zum Kauf angeboten wurde, mit dem Auto sind das nur drei Minuten. Mr. Martin begleitet uns. Er ist im Pfarrkomitee und hat uns das Grundstück vermittelt. Auf dem Grundstück spielen Kinder. Wir gehen die Grundstücksgrenzen ab. Aus einem Nachbargrundstück dröhnt sehr laute Musik herüber. Dort ist ein sog. „Espace“, ein Haus, in dem Hochzeiten und andere Feierlichkeiten durchgeführt werden mit entsprechend lauter Musik. Wir hörten die laute Musik nur im unteren Teil des Grundstücks. Weiter oben am Hang hört man es nicht so laut, da sind noch andere Häuser dazwischen.
Morgen Nachmittag haben wir mit den Grundstückseigentümern ein Gespräch.
Den Pfarrgottesdienst (täglich um 17.00 Uhr) in malagasy hält P. Nikola, der Pfarrvikar. Auch eine kleine Chorgruppe (alle in langen weißen Gewändern mit Schleier) mit einem Keyboard ist dabei zur Animation. Im Anschluss sprechen wir draußen vor der Türe noch mit Sr. Harlette, der Schulleiterin der Ecole St. Anne (Grundschule der Pfarrei neben der Kirche). Sie ist mit Sr. Julia zur Schule gegangen. Die Gemeinschaft der Schwestern von Sr. Harlette zählt vier Schwestern. Die älteste von ihnen ist über siebzig und führt ein Dispensaire im Ort.
FREITAG, 20. OKTOBER 2023
Als ich zum Frühstück gehe, fragen mich die Aspirantinnen, ob ich noch genügend Wasser habe. Das ist nicht der Fall, und so versprechen sie mir uns Sr. Mirjam, unsere Wasser-Tonnen in unseren Bädern aufzufüllen. Gott sei Dank. Sr. Zarita erklärte uns heute Mittag das Problem der momentanen Wasserknappheit. Erstens regnet es zu wenig, schon die letzten Monate viel zu wenig. Das wenige Wasser das in großen Zisternen noch da ist, wird über Pumpen verteilt. Der Strom für die Pumpen ist momentan zu schwach, sodass sie das Wasser nicht aus den großen Zisternen pumpen können. Wenn es regnen würde, wäre das Problem gleich gelöst, weil überall Regenauffangbehälter stehen.
Als wir vom Grühstück in unser Häuschen zurückgehen, stehen schon mehrere Aspirantinnen bereit und füllen mehrere Eimer Wasser in unsere Tonnen im Bad.
Für Nachmittag war ein Treffen mit den Eigentümern des Grundstücks in Anjomakely, das wir kaufen wollen, vereinbart. Wir fuhren mit P. Jaques-Leonce und mit Mr. Martin hin. Mr. Martin ist Mitglied des Pfarrkomitees und der Garde d’honneur und wurde uns von Sr. Elsy empfohlen.
Wir begannen, das Grundstück abzugehen und sie zeigten uns den Katasterplan des Grundstücks, den ich abfotografierte. Problematisch könnten die Stromleitungen werden, die am nördlichen Ende über das Grundstück gehen, auch eine Wasserleitung im Grundstück, die nicht genau geregelt ist. Ebenso der Lärm, der von einem Espace nebenan im unteren Teil des Grundstück sehr laut zu hören ist. Wir versprachen, uns bei ihnen bis Ende nächster Woche zu melden. Bis dahin wollen wir uns noch mit P. Lambert, Sr. Elsy, und Mr. Martin beraten.
Der Abendgottesdienst mit P. Eduard war heute wieder im Haus der Aspirantinnen, weil die Kirche des Orphelinats immer noch keinen Strom hat. Zum Gottesdienst war auch schon Bernadette da, die junge Frau, die unseren beiden Schwestern öfters aushilft. Sie war dann auch bei unserem Abendessen dabei und bleibt bei unseren Schwestern über Nacht bis morgen Vormittag. Nächste Woche wird sie dann für einige Tage hier sein. Wenn Sr. Julia und Sr. Fabienne mit uns unterwegs sind, brauchen ja die Hühner eine Versorgung, das macht dann Bernadette.
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