
"Auszeit im Kloster“
Die Abschlussklassen der Columba-Neef-Realschule in Neustift zu Gast im Kloster der Benediktinerinnen der Anbetung
Kurz vor Beginn der Abschlussprüfungen, gedanklich bereits voll auf den anspruchsvollen Stoff in den Prüfungsfächern fokussiert, konnten die Schülerinnen der 10. Klassen am Montag, den 26.05.2025 ihre Schulsachen zu Hause lassen, sie durften abschalten und statt der Schule das angrenzende Kloster der Benediktinerinnen der Anbetung besuchen. Sie konnten einen Vormittag lang abtauchen in die klösterliche Welt, sich auf etwas vollkommen anderes einlassen, eine Welt kennenlernen, die sich von ihrer eigenen doch erheblich unterschied. Und dieser Tag sollte sowohl ein richtiger Powerbooster für die Mädchen werden als auch Ruhe, Meditation und Einkehr ermöglichen. Aber der Reihe nach:
Der Tag war klar und sehr abwechslungsreich strukturiert – verantwortlich dafür war die Subpriorin, Schwester Anna, Lehrerin für Deutsch und Englisch. Sie hatte diesen Tag mit höchster Perfektion und viel Herzblut organisiert. Folgende Stationen standen für jede der drei 10. Klassen auf dem Programm: Führung durchs Kloster, Vortrag zur Lebensweise der Benediktinerinnen im Allgemeinen und der von Neustift im Besonderen, kreatives Arbeiten in vielen Kleingruppen und am Schluss die Anbetung in der Klosterkirche.
Die Führung durchs Kloster vom Keller bis unters Dach übernahm Schwester Anna – und es standen den Mädchen viele Türen offen. Die Schülerinnen lernten viele überraschende Details kennen, beginnend mit der Pforte (einem sehr wichtigen Raum, der einzigen Öffnung zur Welt draußen vor den Klostermauern), über die einfachen und doch liebevoll wirkenden Zimmer der Schwestern, dem Refektorium (das ist der Speisesaal), dem Erholungsraum, dem Leseraum, der Klosterkapelle, der Klosterkirche und noch vielem anderen mehr.
Den Vortrag über die Lebensweise der Benediktinerinnen der Anbetung hielt Schwester Helene. Symbolisch für die Benediktinerinnen der Anbetung steht die Sonnenblume – sie streckt ihre Blüte der Sonne entgegen, die Benediktinerinnen richten sich mit ihren Gebeten in höchster Konzentration zu Gott. Die Schülerinnen erfuhren, dass das Leben der Benediktinerinnen der Anbetung eucharistisch, benediktinisch und karitativ ausgerichtet ist. Die Benediktinerinnen widmen sich der Anbetung, dem Gebet für die Welt, für die Anliegen von Menschen, die mit konkreten Anliegen auf sie zukommen, deren Bitten zu Gott tragen und schließlich auch für sich selbst. Die Regel des heiligen Benedikts „Ora et labora“ ergänzte Schwester Helena noch mit „Lege!“ - „Lies!“ (primär in der Heiligen Schrift). Die Schülerinnen erfuhren viel vom Heiligen Benedikt, von seiner Schwester, der Heiligen Scholastika, aber auch von der Gründung des Klosters in Neustift. Die Schwestern sind, obwohl in Abgeschiedenheit lebend, auf der ganzen Welt zu Hause, in Österreich, aber auch – ganz neu - in Madagaskar.
Das kreative Arbeiten in Kleingruppen mit den Schwestern war ein riesiges und oft sehr lustiges Event, denn hier lernten die Schülerinnen nicht nur die Schwestern näher kennen, sie durften auch selbst die verschiedensten Tätigkeiten gemeinsam mit den Schwestern ausprobieren. Und die Schwestern waren echte Künstlerinnen, unbeschreiblich kreativ, was die Schülerinnen hier fürs Leben „mitnehmen“ konnten, war fantastisch, manchmal sogar etwas exotisch. So lernten sie bei Schwester Lidwina das Aufziehen eines Bildes, mit Schwester Dagmar das Flechten eines Perlenarmbands, mit Schwester Salesia nähten sie an einer alten schwarzen Nähmaschine, die aber tadellos funktionierte, Platzdeckchen, sie bastelten und lachten mit Schwester Jérômine, sie töpferten mit Schwester Magdalena, sie stellten Naturkosmetik mit Schwester Cäcilia her und sie hatten viel Spaß mit Schwester Valeria bei einer Runde „Mensch-ärgere-dich-nicht“.
Nach all den hochinteressanten Einblicken ins Klosterleben, nach dem näheren Kennenlernen all der aufgeschlossenen und vor allem auch sehr humorvollen Schwestern fand für alle drei Abschlussklassen gemeinsam die Anbetung mit Schwester Gabriele, der Priorin des Klosters statt. Dazu fanden sich alle Mädchen in der hellen und von der künstlerischen Ausgestaltung unbeschwert und leicht, vielleicht darf man sogar sagen „himmlisch-elegant“ wirkenden Klosterkirche ein. Bei meditativer Musik hatten die Schülerinnen Zeit, zu sich zu kommen, sich zu sammeln, alles Weltliche zu vergessen, still ihre eigenen Anliegen, Bitten und Gebete zu formulieren. Das gemeinsam gesungene Taizé-Lied „Confitemini Domino, quoniam bonus...“ führte die ruhevolle Stimmung im Gesang weiter. Am Schluss wurde noch das „Vater unser“ gebetet und mit einem Segen zur Verabschiedung entließ Schwester Gabriele die Schülerinnen aus der angenehm sanft-religiösen Ruhe in das rauhere weltliche Alltagsraunen.
Für die Schülerinnen war dieser Vormittag ein unglaublich beeindruckendes und
gleichzeitig sehr prägendes und spannendes Erlebnis, an keiner ging dieser Klostertag spurlos vorüber. Anna-Lena und Maria aus der Klasse 10 b empfanden diesen Vormittag als sehr lehrreich, sie waren fasziniert vom Tagesrhythmus der Klosterfrauen, der von früh bis abends streng strukturiert und von vielen Gebeten geprägt ist. „Wir sind den Schwestern beim kreativen Arbeiten sehr nahe gekommen, wir haben so viel Persönliches über sie erfahren“ freute sich Magdalena. „Und bei den Brettspielen war es richtig lustig“ fügten Julia, Jasmin und Marlene aus der Klasse 10 a hinzu. „Wir hatten Schwester Jérômine – sie kommt aus Madagaskar - bereits im Kindergarten“ wussten Laura, Johanna und Julia zu berichten. Eljesa aus der Klasse 10 c äußerte ehrlich begeistert: „ Für mich war dieser Vormittag unglaublich schön, ich habe viele neue Einblicke ins Kloster und in das Leben der Schwestern gewonnen, ich bin Muslimin, keine Christin, für mich war dieser Tag etwas ganz Besonderes und er hätte ruhig noch etwas länger dauern können.“
Pauline und noch einige andere Mädchen aus dem Französischzweig der Klasse 10 b hatte das Fernweh gepackt, sie fragten sich: „Wann fliegen wir nach Madagaskar und besuchen das Kloster dort? Es würde uns so sehr interessieren!“ - Ja, es war ein unheimlich inspirierender Tag, ein Klostertag, aus dem die Schülerinnen Kraft und Ruhe schöpften, eine Auszeit, die so unglaublich wertvoll ist, für Schülerinnen, aber auch für jeden anderen Menschen, um den Anforderungen des Alltags wieder mit neuer spiritueller Kraft, ruhig und mit klaren Gedanken begegnen zu können. Ein herzliches Dankeschön allen Schwestern, die diesen Tag so wundervoll organisiert und gestaltet haben, es war eine stärkende Auszeit, es war Zeit zum Durchatmen, jetzt können die Prüfungen kommen!
Maria Gerteisz
Wir Schwestern des Klosters Neustift geben den Dank gerne zurück. Auch für und war es sehr schön und inspirierend.