Ortenburg: Klostermauern werfen Fragen auf. Wer lebt dahinter und wie lebt man dort überhaupt?
Zum 200sten Geburtstag des Ordensgründers, Abbé Aloyse Faller, hatten die 41 Benediktinerinnen der Anbetung am Samstag zum “Tag des offenen Klosters“ nach Neustift eingeladen. Viele Gäste waren gekommen, darunter auch Altabt Christian Schütz (seit 2007 Spiritual des Klosters), die Orten-burger Markträte Richard Langmeyer und Ludwig Nothaft sowie zahlreiche Eltern und Ehemalige.
Ruhe ist der beherrschende erste Eindruck des Besuchers, wenn er die Klosterpforte passiert hat. Die Gemeinschaft hat sich aus dem hektischen Treiben des Alltags zurückgezogen, um zu sich selbst und zu Gott zu finden. Aus dieser Haltung, die mit Verzicht aber auch mit neu gewonnener Freiheit einhergeht, haben sie ein klares und geordnetes Lebenskonzept entwickelt, in dem die andauernde Anbetung, im Mittelpunkt steht. Daraus entwickeln sich Courage und Engagement. Das habe, so Priorin Helene Binder, auch der Ordensgründer Abbé Faller im Elsass vorgelebt.
Das segensreiche Engagement der Klosterschwestern in Neustift ist sichtbar, in der modernen Columba-Neef-Realschule für Mädchen, im Kindergarten und in ihrem Haus für geistliche Einkehr, der „Geistlichen Zelle“ mit seinen Angeboten. Mit ihrem Klostergarten, der auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich ist, haben sie für sich und für Besucher eine spirituelle Oase geschaffen.
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Der Respekt vor diesem Lebenskonzept wurde auch in der Projektpräsentation von Schülerinnen der 9. Klasse sichtbar, die im Team zum Jahresthema “Mit Gott die Welt bewegen“ an der Entstehungs- geschichte des Ordens und des Klosters Neustift gearbeitet hatten und dies nun vor den Gästen mit passendem Bildmaterial und in schülergerechten Dialogen vorführten.
Selina Eder; Saskia Haider; Andrea Reegirt und Kathrin Weber hatten in ihre Präsentation Interviews mit den Klosterschwestern eingebaut und einige wurden vor Ort befragt.
Schwester Cecilia, die aus Egglham stammt, ist 32 Jahre alt und hat den Beruf der Industriekauffrau erlernt. Sie hat sich schon als Jugendliche in der Kirchenmusik engagiert. „Irgendwann merkte ich“, so Schwester Cecilia, „dass da ja nicht nur Musik, sondern auch Botschaft transportiert wird“ und dabei strahlen ihre Augen.
Schwester Julitta wird im August 95 Jahre alt! Sie überrascht den Zuhörer durch ihr absolut präzises Gedächtnis. Ihre Bilanz klingt überzeugend: „Im Alter wird es immer deutlicher, dass jemand lenkt und uns führt, und das größte Glück ist der innere Friede.“
Jede Klosterschwester hat ihre Aufgabe und verrichtet Dienst an der Gemeinschaft. In einigen Bereichen sind inzwischen auch “weltliche“ Angestellte beschäftigt. Es sei ein Segen, dass sich diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so problemlos in den Klosterbetrieb eingefügt hätten. „Es ist egal, was wir arbeiten, wichtig ist allein, dass Gott durch uns verherrlicht werde“, sagt Schwester Edith bei der Klosterführung.
Priorin, Sr. Helene Binder betonte: „Schwestern lassen sich rufen und übernehmen Verantwortung“. Sie, die außer für Neustift auch noch für die Ordensgemeinschaften in Frankreich und Österreich verantwortlich ist, war sich völlig sicher, dass es die Benediktine-rinnen der Anbetung auch in Zukunft geben werde, nur die Aufgabenstellungen würden sich wohl den sich ändernden Notsituationen anpassen müssen.
-ke (Text verkürzt –K. Ed.) 20.04.16